Motor Girl [Review]

Ich will hier jetzt nicht schon wieder mit dem ollen Spruch über den Tellerrand, über den man hin und wieder ruhig mal schauen sollte, um die Ecke kommen, aber im Falle der Werke von Autor und Zeichner Terry Moore ist er einfach voll und ganz angebracht, und mit jedem weiteren Titel, den ich von ihm lese, weiß ich den guten Mann mehr zu schätzen.

Was Moore stets gänzlich ohne Kolorierungen, sowie größtenteils auch ohne jegliche Graustufen aufs Papier zaubert, mag auf den ersten Blick vielleicht ein wenig unspektakulär wirken, bietet letztlich aber regelmäßig absolut erstklassige Unterhaltung, die viel mehr Aufmerksamkeit verdient hätte. Auch die Gesamtausgabe seiner "Motor Girl"-Story bildet da keine Ausnahme, sondern legt tatsächlich sogar noch mal einen oben drauf. Im Mittelpunkt steht hier junge Kriegsveteranin Sam, die nach drei Irak-Einsätzen, sowie einer zehnmonatigen Gefangenschaft auf dem Schrottplatz einer schrulligen alten Dame einen Rückzugsort gefunden hat, an dem sie die Tage mit Autoreparaturen, Bier und dem sprechenen Gorilla Mike verbringt, der auf eine ruppige Art stets fürsorglich auftritt und bei seinen Ratschlägen gerne mal ins Philosphische abdriftet.

Ihr simples, aber zufriedenes Leben wird eines Tages jedoch arg auf den Kopf gestellt, als nicht nur ein paar zwielichtige Gestalten auftauchen, die das Grundstück aus noch zwielichtigeren Gründen kaufen wollen, sondern wenig später auch noch eine fliegende Untertasse vor ihren Augen abstürzt, aus dem ein paar drollig-cartoonige Aliens aussteigen, die nach dem Unfall auf ihre Hilfe angewiesen sind. Was bis hierhin eher nach fluffigem Entertainment und einer spaßigen Trash-Granate klingt, entwickelt sich dann jedoch von Kapitel zu Kapitel immer mehr zu der überaus tragischen Geschichte einer stark traumatisierten Frau, die hier Zuflucht in einer Fantasiewelt sucht, um die Schrecken des Krieges zu verarbeiten, was diverse Flashback-Szenen schließlich mitreißend verdeutlichen.

Und auch wenn ein gewisser Humor hier sicher nicht zu kurz kommen mag, liefert Moore mit "Motor Girl" vor allem ein wirklich packendes Drama ab, das einem bei der Lektüre ans Herz geht und immer wieder dafür sorgt, dass man kurze Lesepausen einlegen muss, um das alles erstmal irgendwie sacken zu lassen. Unterm Strich ist das hier ohne wenn und aber einer der besten Comics, die ich den letzten Jahren gelesen habe. Chapeau! (elfo)

Seitenzahl: 224
Format: Softcover
Preis: 24,95 €
Verlag: Schreiber & Leser
Cover-Copyright: Schreiber & Leser
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