The Walking Dead - Staffel 9: Episode 11 - Bounty [Review]

Na, wer sagt's denn? Nachdem die letzte Episode ja noch ein dezenter Griff ins Klo war, geht's mit "Bounty" nun also direkt schon wieder deutlich bergauf. Warum genau, erkläre ich euch aber natürlich erst nach der obligatorischen Spoiler-Warnung.

Wer jetzt noch weiterliest, tut dies also auf eigene Gefahr. Bevor es ans Eingemachte (Stichwort: Whisperers-Cliffhanger) geht, möchte ich mich aber zunächst einmal dem zweiten Handlungsstrang der Folge widmen, in dem die Kingdom-Crew im Mittelpunkt steht. King Ezekiel, Queen Carol und ihre Untergebenen befinden sich dabei auf einer zunächst unsinnig erscheinenden, aber letztlich aus kultureller und romantischer Sicht extrem coolen Plünderungsmission in einem alten Kino, in dem es um eine Projektorlampe geht. Ezekiel möchte im Zuge des kommenden Jahrmarkts nämlich endlich wieder Filmabende veranstalten, da es für ihn ein Unding ist, dass es mittlerweile Kinder gibt, die gar nicht wissen, was das ist. Eine tolle Hommage an ein tolles Medium, die mir den Charakter noch sympathischer macht, mich aber in Kombination mit diversen anderen Momenten, in denen er einfach so positiv, idealistisch und hoffnungsvoll wie kaum eine andere Figur in der Serie dargestellt wird, zu der ernsthaften Befürchtung kommen lässt, dass der Gute diese Staffel wohl nicht überleben wird, sondern stattdessen bald seinen grausamen Comic-Tod stirbt.

Nun ja, in Hilltop geht es derweil weitaus weniger romantisch und positiv zur Sache, denn dort stehen immer noch die Whisperers (samt ihrer Geiseln Alden und Luke) vorm Tor und fordern Alphas Tochter Lydia zurück. Daryl erweist sich, nachdem Gimple seine Figur in den letzten beiden Staffeln ja dann doch ziemlich heruntergewirtschaftet hat, dabei als ein überraschend guter Anführer wider Willen, führt die Verhandlungen mit den neuen Antagonisten und schafft es auch ansonsten, einen kühlen Kopf zu bewahren, was ja nicht unbedingt immer so war (fragt mal Glenn, der hätte da sicher auch noch so'n kleines Anekdötchen zu dem Thema). Und während sich der Gefangenenaustausch dank Henry erstmal ziemlich in die Länge zieht, kriegt man als Zuschauer dann auch mal einen ersten Eindruck davon, dass es in der Welt von "The Walking Dead" tatsächlich noch schlimmere Bösewichte als den Governor und Negan gibt. Jemand, der sein eigenes Kind schlägt, Vergewaltigungen innerhalb der eigenen Gruppe toleriert (sofern man hier den Comics folgt) und schließlich sogar, ohne mit der Wimper zu zucken, ein schreiendes Baby sterben lassen will, nur um die eigene Tarnung nicht zu gefährden, ist echt schon eine ganz neue Qualität.

Nachdem Darstellerin Samantha Morton bei ihrem Debüt zunächst keinen ganz so starken ersten Eindruck auf mich hinterlassen konnte, nehme ich nach dieser Episode alles zurück. Die Alpha aus den Comics ist schon schlimm, aber die TV-Version ist wirklich noch mal um einiges bösartiger, ekelhafter und hassenswerter, was in meinen Augen echt 'ne starke Leistung ist. Ansonsten kommt es am Ende natürlich, wie es kommen muss und Henry verfolgt die Whisperers im Alleingang, um seine neue Flamme Lydia zu retten, was natürlich zum Scheitern verurteilt sein dürfte, was auch Dary klar ist, weshalb er, Connie und sein Hund "Hund" noch spätnachts aufbrechen, um ihn zu finden und Schlimmeres zu verhindern. Alles in allem hat die Folge, auch wenn eigentlich gar nicht so viel passiert ist, mal wieder richtig Bock gemacht und auch die handwerkliche Seite muss man hier mal loben. Allein die Musikauswahl war so gut wie schon lange nicht mehr. Das Gemetzel im Kino mit lässigem 70ies-Funk zu unterlegen, war genial und dieser melancholische Song am Ende hat auch einfach nur perfekt zur Stimmung gepasst. Ich freue mich definitiv schon tierisch auf die nächste Episode, in der dann übrigens auch endlich (endlich, endlich) der von Ryan Hurst verkörperte Whisperers-Hüne Beta sein Debüt feiern wird. (elfo)

Laufzeit: ca. 44 Minuten
Freigabe: FSK 18
Picture-Copyright: Gene Page / AMC
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