Grandville: Band 1 [Review]
Dass der Hamburger Comicverlag Schreiber & Leser für ein Programm steht, bei dem man stupidere Popcorn-Unterhaltung eher vergebens sucht, dürfte sich wohl unlängst in der hiesigen Szene herumgesprochen haben.
Die Serie "Grandville" ist innerhalb dieses Selbstverständnisses aber trotzdem noch mal eine Nummer für sich, da Autor und Zeichner Bryan Talbot hier im Grunde Ideen für mehrere komplett unterschiedliche Serien hatte, diese ohne Rücksicht auf Verluste allesamt in einen Topf warf und somit einen Genre-Bastard kreierte, der nicht nur einzigartig, sondern vor allem auch extrem herausfordernd ausgefallen ist.
Einen einfachen 0815-Krimi aufs Papier zu zaubern, schien dem Guten offenbar ebenso wenig auszureichen, wie der Ausflug in die relativ klassischen Steampunk-Gefilde, in denen diese Geschichte schließlich stattfindet. Das Ganze dann wiederum auch noch in eine Parallelwelt, in der Napoleon einst die Schlacht bei Waterloo für sich entscheiden und somit ein großmächtiges französisches Imperium errichten konnte, zu verfrachten, war scheinbar ebenfalls noch nicht aufregend genug, weshalb man sich hier letzten Endes auch noch über eine Zivilisation anthropomorpher Tiergestalten freuen darf, in der Menschen (die hier bloß abfällig als haarlose Schimpansen bezeichnet werden) lediglich eine untergeordnete Rolle in der Gesellschaft spielen dürfen und zudem über keinerlei Bürgerrechte verfügen.
An Einfallsreichtum mangelt es Talbot also mitnichten, wobei ich es jedoch als den wahren Geniestreich ansehe, innerhalb dieses völlig überdrehten und knallbunten Rahmens eine dermaßen ernste und erwachsene Story zu erzählen, dass man es bereits nach wenigen Seiten quasi gar nicht mehr wahrnimmt, dass hier ein muskelbepackter und stets charmanter Dachs im Mittelpunkt steht, der es unter anderem mit Ratten, Gnus und Hyänen zu tun bekommt, während er in der titelgebenden Grandville Paris einen Mordfall aufklären will und dabei schließlich einer Verschwörung auf die Spur kommt. Alles in allem ein überraschend anspruchsvoller und harter Krimi, der sich aufgrund seines abgefahrenen Stilmixes wirklich gar nicht so leicht in irgendeine Schublade stecken lässt. Chapeau! (elfo)
Seitenzahl: 104
Format: Hardcover
Preis: 24,80 €
Verlag: Schreiber & Leser
Cover-Copyright: Schreiber & Leser
Die Serie "Grandville" ist innerhalb dieses Selbstverständnisses aber trotzdem noch mal eine Nummer für sich, da Autor und Zeichner Bryan Talbot hier im Grunde Ideen für mehrere komplett unterschiedliche Serien hatte, diese ohne Rücksicht auf Verluste allesamt in einen Topf warf und somit einen Genre-Bastard kreierte, der nicht nur einzigartig, sondern vor allem auch extrem herausfordernd ausgefallen ist.
Einen einfachen 0815-Krimi aufs Papier zu zaubern, schien dem Guten offenbar ebenso wenig auszureichen, wie der Ausflug in die relativ klassischen Steampunk-Gefilde, in denen diese Geschichte schließlich stattfindet. Das Ganze dann wiederum auch noch in eine Parallelwelt, in der Napoleon einst die Schlacht bei Waterloo für sich entscheiden und somit ein großmächtiges französisches Imperium errichten konnte, zu verfrachten, war scheinbar ebenfalls noch nicht aufregend genug, weshalb man sich hier letzten Endes auch noch über eine Zivilisation anthropomorpher Tiergestalten freuen darf, in der Menschen (die hier bloß abfällig als haarlose Schimpansen bezeichnet werden) lediglich eine untergeordnete Rolle in der Gesellschaft spielen dürfen und zudem über keinerlei Bürgerrechte verfügen.
An Einfallsreichtum mangelt es Talbot also mitnichten, wobei ich es jedoch als den wahren Geniestreich ansehe, innerhalb dieses völlig überdrehten und knallbunten Rahmens eine dermaßen ernste und erwachsene Story zu erzählen, dass man es bereits nach wenigen Seiten quasi gar nicht mehr wahrnimmt, dass hier ein muskelbepackter und stets charmanter Dachs im Mittelpunkt steht, der es unter anderem mit Ratten, Gnus und Hyänen zu tun bekommt, während er in der titelgebenden Grandville Paris einen Mordfall aufklären will und dabei schließlich einer Verschwörung auf die Spur kommt. Alles in allem ein überraschend anspruchsvoller und harter Krimi, der sich aufgrund seines abgefahrenen Stilmixes wirklich gar nicht so leicht in irgendeine Schublade stecken lässt. Chapeau! (elfo)
Seitenzahl: 104
Format: Hardcover
Preis: 24,80 €
Verlag: Schreiber & Leser
Cover-Copyright: Schreiber & Leser