The Walking Dead - Staffel 9: Episode 14 - Scars [Review]

Das mit Abstand brutalste und grausamste Ereignis, das "The Walking Dead" in der Comicvorlage bislang zu bieten hatte, rückt nun also auch in der TV-Adaption unweigerlich immer näher. Bevor es so weit ist, erfahren wir in der aktuellen Episode "Scars" jedoch erst einmal, was es denn mit den x-förmigen Narben auf Michonnes und Daryls Rücken auf sich hat und was während des letzten Zeitsprungs dazu führte, dass man in Alexandria mittlerweile keine neuen Leute mehr aufnimmt. Bevor ich weiter ins Detail gehe, gibt's aber natürlich wie immer erstmal die obligatorische Spoiler-Warnung.

Wenn ihr jetzt noch weiterlest, tut ihr dies folglich auf eigene Gefahr. Spart euch das Gemecker also lieber für die Episode, denn so wirklich rund wirkte das Ganze leider auch diesmal wieder nicht. Die Folge präsentiert uns erwartungsgemäß zwei Zeitebenen, zwischen den hier munter hin- und hergeswitcht wird. Die Umsetzung erweckt dabei zunächst einen handwerklich durchaus guten Eindruck, wird dann aber schnell von Mal zu Mal plumper. Mal im Ernst, hätte es diesen Sepia-Filter für die Vergangenheitssequenzen wirklich gebraucht? Ich will mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber irgendwie denke ich ja doch, dass Michonnes Babybauch, sowie die andere Frisur als Hinweise dafür, in welcher Zeitebene sich die Episode gerade befindet, es wohl durchaus auch getan hätten. Die Art und Weise, wie man die grundsätzlich gar nicht mal so schlechte Geschichte erzählt, bewegt sich dann auf einem ähnlichen Level und lässt sich dementsprechend auch recht schnell zusammenfassen.

Eine alte Freundin von Michonne taucht eines Tages plötzlich vor den Toren Alexandrias auf, erzählt, dass sie mit einer lediglich aus Kindern bestehenden Gruppe zusammenlebt und wird im Anschluss selbstredend samt der kompletten Rasselbande in die Community aufgenommen. Und nachdem im Grunde von vornherein klar ist, dass mit diesen Kindern irgendwas nicht stimmen kann, da man sie ja in der Gegenwart schlicht und ergreifend noch nie gesehen hat, kommt es dann nach wenigen kurzen Szenen auch schon zur Eskalation, als die Lost Boys und Girls mitten in der Nacht die Biege machen und dabei nicht nur sämtliche Vorräte aus Alexandria mitgehen lassen, sondern zu allem Überfluss auch noch Judith und die restlichen Kids der Gemeinschaft entführen. Daryl und Michonne können die kleinen Psychos und ihre erwachsene Anführerin im Anschluss zwar recht schnell in einer alten Schule ausfindig machen, werden dort aber zunächst ebenfalls zu ihren Gefangenen und in Folge dessen mit einem Brandeisen markiert, da ihre Regeln es vorsehen, dass jeder, der ein X am Körper trägt, sterben muss. Jetzt könnte man sich natürlich fragen, warum die Kids ihre Opfer nicht einfach direkt getötet haben, aber gut, sie erst einmal zu markieren und dann so lange zu warten, bis sie sich befreien können, um dann in einer direkten Konfrontation letztlich total abzukacken, macht natürlich auch Sinn. Der anschließende Showdown ist dann zwar durchaus ziemlich übel, da die kleinen Kackbratzen Michonne keine andere Wahl lassen, als sie allesamt mit ihrem Katana zu zersäbeln, aber so richtig mitgenommen hat es mich jetzt auch nicht und ich denke, es hätte wesentlich besser funktioniert, wenn man das Ganze über mehrere Episoden aufgebaut hätte, anstatt es nun so zwischen Tür und Angel zu einem völlig unpassenden Zeitpunkt mitten in die Staffel zu quetschen.

So kann "Scars" leider nicht ansatzweise mit einer anderen berühmten Episode der Serie, in der ebenfalls die Ermordung eines Kindes im Mittelpunkt stand ("The Grove" - ihr wisst schon, Carol und die Blumen und so), mithalten und taugt als Auflösung für dieses aufgebauschte Mysterium irgendwie auch nur so bedingt. Dass Michonne nach dem Vorfall niemanden mehr in Alexandria aufnehmen wollte, kann man wohl verstehen, aber dass dies auch der Grund dafür sein soll, dass man plötzlich nichts mehr mit Hilltop und dem Königreich zu tun haben wollte, wirkt auf mich dann doch ein wenig fadenscheinig und über eine Erklärung, was denn nun eigentlich mit dem Sanctuary passiert ist, hätte ich mich durchaus auch gefreut. So bleibt's unterm Strich 'ne Filler-Episode mit einigen guten Momenten, die aber auch leider keine Zweifel daran lässt, dass bei der Umsetzung viel Potenzial liegen gelassen wurde. Schade, aber sei's drum. Jetzt freue ich mich erstmal auf Aldens und Lukes Gig auf der Kirmes und bin guter Dinge, dass es am Montag qualitativ wieder bergauf geht. Der Trailer sieht zumindest schon mal vielversprechend aus. (elfo)

Laufzeit: ca. 45 Minuten
Freigabe: FSK 18
Picture-Copyright: Gene Page / AMC
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