Ikarus [Review]

Bei "Ikarus" handelt es sich um einen überaus speziellen Titel, den der Hamburger Verlag Schreiber & Leser über sein Manga-Sublabel Shodoku veröffentlicht hat.

Wer bereits den Namen Moebius auf dem Cover entdeckt hat (und diesen im Idealfall natürlich auch kennt), wird sich vermutlich schon denken können, dass man es bei diesem Werk nicht einfach nur mit bloßer 0815-Popcorn-Unterhaltung zu tun hat, aber auch die im Bonusteil des Buches ausführlich erzählte Hintergrund- beziehungsweise Entstehungsgeschichte des Ganzen ist wahrlich eine Nummer für sich.

Der französische Comic-Großmeister hatte nämlich ursprünglich Pläne für eine sehr, sehr lange laufende Serie und dafür bereits über 10.000 Seiten an Material im Kopf, die sein japanischer Kollege Jiro Taniguchi schließlich für den Manga-Markt übersetzen sollte, was letzten Endes aber nicht so recht funktionieren wollte und aufgrund einer eher suboptimalen Veröffentlichungspolitik bereits nach gerade mal zwölf Kapiteln schon wieder eingestellt werden musste. Wahrlich ein Jammer, da das unfreiwillige Ende im Grunde eigentlich erst der Startschuss für die tatsächliche Geschichte darstellt und man letztlich nur erahnen kann, was für ein enormes Potenzial da verschwendet wurde.

Was bis dahin passiert, ist wiederum schnell erzählt. In einer japanischen Klinik wird ein Kind geboren, das fliegen kann, weshalb es zu Regierungseigentum erklärt und fortan in einem Labor großgezogen, sowie studiert wird. Da Käfighaltung und Sklaverei grundsätzlich alles andere als coole Konzepte sind, beginnt das besagte Wunderkind als junger Erwachsener jedoch damit, gegen die herrschende Klasse zu rebellieren und letzten Endes seine Flucht in die Freiheit in die Wege zu leiten. Genau in dem Moment, in dem diese gelingt, wird die werte Leserschaft dann aber auch schon wieder mit ihrer Fantasie allein gelassen und kann nur noch mutmaßen, was für fantastische Ideen Moebius noch für den weiteren, leider nie realisierten Handlungsverlauf hatte. Sehr, sehr schade, was aber mitnichten heißen soll, dass es sich nicht trotzdem lohnt, dem Ganzen mal eine Chance zu geben, zumal sich der Band im überformatigen Hardcover auch wirklich extrem schön im Regal macht. (elfo)

Seitenzahl: 312
Format: Hardcover
Preis: 24,95 €
Verlag: Schreiber & Leser
Cover-Copyright: Schreiber & Leser
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