Kim Philby - Gentleman, Spion, Verräter [Review]

Wieder einmal eine Geschichte, die das reale Leben schrieb, aus dem Hause Knesebeck. Die Story beginnt mit einem Auszug aus einer Geschichte um einen kleinen Jungen Kim, der sich in Indien als Spion verdingte. Eine Erzählung des großen Rudyard Kipling. Eben dieses Buch schenkte einst ein Vater, der ebenfalls auf eine Spionagelaufbahn zurückblickt, seinem Sohn. Wir werden Zeuge, wie eine unbekannte Person eben dieses Buch an einen alten Mann auf einer Bank in Moskau aushändigt.

Dieser ist offensichtlich der Sohn von damals. Darauf beginnt dieser, dem Fremden seine Lebensgeschichte zu erzählen. Allein die geschickte Einführung in die Story zeigt, dass hier wahre Meister ihres Fachs am Werk sind.

Der einfache, klassische Zeichenstil, der an Meister wie Hergé erinnert, passt perfekt zur Atmosphäre dieser unaufgeregten und dennoch fesselnden Geschichte eines Mannes, der früh seine Werte entwickelte und für diese bis zuletzt einstand. Ob er da auf der "richtigen" oder "falschen" Seite stand, lässt das Buch offen, kann man es in einer Welt voller Grautöne eben auch nicht konkretisieren. Der junge Philby stammt aus gutem Hause und genießt eine hervorragende Ausbildung. Früh stellt sich ihm die Frage, warum eine kleine Elite, der er zweifelsohne ebenfalls angehört, ohne großes Zutun sehr reich und privilegiert ist, wo auf der anderen Seite viele Menschen in Armut leben und hungern. Für ihn haben die Sozialisten versagt und er sieht nur die Kommunisten in der Lage, den Faschismus, den er zutiefst verachtet, aufzuhalten. Er lässt sich also vom sowjetischen Geheimdienst anwerben und nutzt nun fortan seine Ausbildung und seine Kontakte, um geheime Informationen an die Russen weiterzugeben. Das führt ihn nach Paris, Deutschland und auch zu den Getreuen von Franco nach Spanien.

Bei alledem bleibt er aber auch immer Hedonist und ist dem weiblichen Geschlecht stets zugetan. Er kann selbst bis in den britischen Geheimdienst MI6 vordringen. Wer hier ein Spionage-Action-Spektakel  à la James Bond erwartet, dürfte enttäuscht werden. Es wird vielmehr beleuchtet, wie verhältnismäßig leicht es Philby gelang, bis in die neuralgischsten Machtzentralen vorzudringen, weil er einer entsprechenden Gesellschaftsschicht angehörte. Das treffende Ende rundet das Ganze dann noch ab. Im Hardcover stellt es zudem eine hervorragende Bereicherung für mein Regal dar. Kim Philby: Ten Points! (commaaaander)

Seitenzahl: 88
Format: Hardcover
Preis: 20 €
Verlag: Knesebeck
Cover-Copyright: Knesebeck
Powered by Blogger.