Motel Shangri-La [Review]

Während der fiktive tibetanische Ort Shangri-La in der Literatur seit bald einem Jahrhundert als Hort des Friedens und der Harmonie, sowie als Paradies auf Erden gilt, verkörpert das gleichnamige titelgebende Motel aus James Tureks eigenwilliger Comicstory hingegen eher eine Tristesse, wie man sie hierzulande vermutlich nur aus dem Sauerland kennt. Da war ich zwar noch nie, aber eine der besten deutschsprachigen HC-Punk-Singles der letzten zehn Jahre spricht diesbezüglich wirklich eine mehr als deutliche Sprache.

Wer weiß, von welcher Platte ich rede, beweist einen exzellenten Musikgeschmack, aber das nur am Rande.

Tureks Shangri-La befindet sich hier also in einer kargen Wüstenlandschaft mitten im amerikanischen Nirgendwo und steht im Zentrum diverser seltsamer Episoden aus dem Leben anthropomorpher Weirdos und gescheiterter Existenzen, die das Schicksal bzw. ein aufziehender Sandsturm im großen Finale schließlich zusammenführt, was für einige der Protagonisten wiederum nicht ohne persönliche Konsequenzen bleiben soll. Ein äußerst schrulliger Humor trifft dabei auf einen minimalistischen Zeichenstil, der auf den ersten Blick fast schon ein wenig infantil wirken mag, letztlich aber prima funktioniert und perfekt zur Atmosphäre der Story passt.

Der Band vermittelt einem von vorne bis hinten dieses ganz spezielle Feeling schräger Indie-Filme, die in den Videotheken früher meist in der Arthouse-Ecke zu finden waren, was der von Turek clever in die Geschichte eingeflochtene Soundtrack dabei nur unterstreicht. Wer nicht alle Songtexte erkennt, kann sich am Ende aber praktischerweise über die entsprechende Auflösung freuen und somit beim Streamingdienst seines Vertrauens nochmal in alle Stücke reinhören, was den ganzen Spökes schließlich perfekt abrundet. (elfo)

Seitenzahl: 120
Format: Softcover
Preis: 19,95 €
Verlag: Avant-Verlag
Cover-Copyright: Avant-Verlag
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