A Taxi Driver [Review]

Nicht zu verwechseln mit "Taxi Driver". Hier handelt es sich um einen südkoreanischen Film aus dem Jahr 2017, der nichts mit dem Klassiker von Scorsese gemeinsam hat. Südkorea ist schon lange aus dem Status der filmischen Belanglosigkeit herausgewachsen. Etliche großartige Filme durfte ich aus dem Land schon sichten. Vom krachenden Blockbuster bis zum stillen Psychothriller war alles dabei.

Spätestens seit "Oldboy" ist der koreanische Film endgultig im Westen angekommen. Und mit Bong Joon-Hos "Parasite" kann man sogar einen Oscar-Kandidaten vorweisen. Zum Inhalt: In Seoul lebt mehr schlecht als Recht der Taxifahrer und alleinerziehende Vater Kim. Das Geld reicht schon lange nicht mehr für die Miete und seine Tochter muss er schweren Herzens immer wieder vernachlässigen, damit er Taxi fahren und zumindest etwas zu essen auf den Tisch bringen kann. Dennoch lässt er sich nicht unterkriegen und kann auch den unangenehmsten Lebenslagen noch etwas Positives abgewinnen. Politik interessiert ihn nicht und somit hat er für die aufbegehrenden Studenten der frühen 80er Jahre nicht viel übrig. Doch die Politik soll sein Leben noch maßgeblich beeinflussen. Er bekommt ein Gespräch unter Journalisten mit. Unter ihnen auch Peter, ein deutscher Auslandsreporter. Dieser will unbedingt nach Gwangju. Dort, so munkelt man, soll es massive Unruhen geben. Kim bietet seine Dienste an, winkt doch eine große Menge Geld.

Von den Unruhen ahnt er nichts. In Gwangju angekommen, stellen sie fest, dass die komplette Stadt militärisch abgeriegelt ist. Mit einer List gelingt es ihnen dennoch, ins Innere der Stadt zu gelangen. Was sie dort erleben, wird die beiden Männer nie wieder loslassen und auf ewig verbinden. Das Ganze basiert auf einer wahren Begebenheit. Die Aufnahmen vom Massaker in Gwangju gingen seinerzeit um die Welt und verschafften den Studenten auch hier Gehör. Der Film lebt vom Wechselspiel der beiden Hauptprotagonisten. Auf der einen Seite der etwas naive, mutige, fröhliche und hartnäckige Kim, der plötzlich in seinem eigenen Land in eine Welt ungeahnter Brutalität katapultiert wird. Dabei immer mitschwingend die Sorge um seine Tochter, die nicht weiß, wo er so lange ist, und die er auch nicht erreichen kann. Auf der anderen Seite der kühle, berechnende, trickreiche Peter, der alles tut, um an seine Story zu kommen. Auch er macht angesichts des Erlebten eine Metamorphose durch und wird sich seiner tiefergehenden Verantwortung bewusst.

Beide Rollen hervorragend gespielt von Song Kang-ho und Thomas Kretschmann in wohl einer seiner besten Rollen. Und wieder wird ein historisches Thema des eigenen koreanischen Volkes für das Kino aufgearbeitet, ohne dabei plump oder gar unkritisch zu sein. Ein absolut toller Film, der noch lange nachhallt. Wenn man sich dann noch die Ansprache des "echten Peter" Jürgen Hinzpeter anhört, der noch kurz vor seinem Ableben immer wieder versucht hat Kim zu kontaktieren, ist man zutiefst betroffen. (commaaaander)

Laufzeit: ca. 137 Minuten
Format: Blu-ray
Freigabe: FSK 12
Label: Koch Films
Cover-Copyright: Koch Films
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