Disenchanted: Band 1 [Review]

Wer bei dem Titel dieser Serie spontan an den neuesten Geniestreich des Simpsons- und Futurama-Erfinders Matt Groening denken muss, mag damit hinsichtlich der groben Genre-Einordnung zumindest nicht komplett daneben liegen, dürfte sich bereits nach ein paar wenigen Seiten dann aber wohl dennoch mehr als ordentlich erschrecken.

Zwar geht es hier ebenfalls um Elfen, Zauberei und all den ganzen Spökes, statt eines drollig-humoresken Trash-Fundaments erwartet einen jedoch ein völlig kaputtes Szenario, in dem Sex, Drogen und Gewalt den unschönen Alltag der einst so prachtvollen Fabelwesen beherrschen.

Im Mittelpunkt des Geschehens steht dabei die Elfenfamilie Leveret, die in der verruchten Millionenmetropole Vermintown lebt, welche sich in einer nie in Betrieb genommenen Londoner U-Bahn-Haltestelle befindet und in der Kobolde, Leprechauns, Pixies ("Where is my Mind?" wäre derweil ein prima Titelsong, sollte das Ganze jemals verfilmt werden) und co. in alten Plastikflaschen, Dosen und sonstigem Müll aus der Welt der Menschen hausen, die von all dem Treiben wiederum nicht den blassesten Schimmer haben.

Das Worldbuilding fasziniert dabei nicht nur durch den Ideenreichtum, dem der optische Spagat zwischen Spielzeugstadt und Moloch super gelingt, sondern macht auch recht schnell deutlich, dass das kleine Volk sich unlängst kapitalistischen und xenophoben Unarten der Oberflächenbewohner*innen angepasst hat. Wer auf Fantasy steht und kein Problem damit hat, wenn es auch mal etwas härter zur Sache geht, sollte dieser Serie ruhig mal eine Chance geben. Schade, dass der zweite Band dann gleichzeitig auch schon der letzte sein wird. (elfo)

Seitenzahl: 164
Format: Softcover
Preis: 22 €
Verlag: Dantes Verlag
Cover-Copyright: Dantes Verlag / Avatar Press
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