The Walking Dead - Staffel 9: Episode 6 - Who Are You Now? [Review]

A New Beginning 2.0. Nachdem sich die Ereignisse zuletzt überschlugen und der langjährige Hauptdarsteller Andrew Lincoln die Serie schließlich verließ, um die Geschichte seiner Figur Rick fortan in einer in Bälde startenden Filmtrilogie weiterzuerzählen, muss sich "The Walking Dead" nun also schon wieder neu erfinden, was in der aktuellen Episode aber tatsächlich auch überraschend gut funktioniert. Warum genau, erfahrt ihr nun nach der obligatorischen Spoiler-Warnung.

Ca. sechs Jahre sind nach den schicksalhaften Ereignissen an der Brückenbaustelle also vergangen und seitdem hat sich einiges getan, was nicht nur anhand der Frisuren der Hauptfiguren deutlich wird. Im zweiten Anlauf dürfen wir die neue Welt dann auch endlich, so wie in den Comics, aus den Augen der Cast-Neuzugänge rund um deren Anführerin Magna erkunden, was wirklich prima funktioniert. Alexandria ist sichtlich gewachsen, hat sich optisch stark in Richtung Hilltop entwickelt und wird, anders als man es bislang vermutete, nicht von Michonne, sondern demokratisch von einem großen Rat regiert, dem neben der Grimes-Witwe, Pater Gabriel, Aaron und Siddiq unter anderem auch Ex-Savior Laura angehört. Generell scheint man einige von Negans alten Schergen aufgenommen zu haben, während der ehemalige Oberschurke himself nach wie vor in seiner Zelle hockt. Die Haftbedingungen haben sich jedoch verbessert und so verfügt er mittlerweile beispielsweise über ein kleines Fenster, durch das er in dieser Episode der groß und vor allem echt tough gewordenen Judith mehr schlecht als recht bei ihren Mathehausaufgaben hilft und alles in allem wieder einen wesentlich entspannteren und stabileren Eindruck macht. Dass er bei den kommenden Ereignissen noch eine wichtige Rolle spielen wird, steht außer Frage, weshalb ein gewisser, tatsächlich ehrlicher Sinneswandel wohl nicht auszuschließen sein dürfte.

Queen Carol, die mittlerweile wie eine Targaryen aussieht, begibt sich derweil mit ihrem Ziehsohn Henry auf den Weg nach Hilltop und wird dabei von Jed, Regina und ein paar weiteren Ex-Saviors, die mittlerweile auf der Straße leben und entsprechend schmuddelig dreinschauen, überfallen. In einem kurzen Disput wird beiläufig erwähnt, dass das Sanctuary irgendwann inmitten des sechsjährigen Timejumps zerstört wurde und während ich darauf hoffe, in den kommenden Episoden mehr darüber zu erfahren, erfahren die Banditen wenig später, dass es keine gute Idee ist, Carol ans Bein zu pinkeln und ihr Kind zu bedrohen. In einem absolut krassen Badass-Moment, wie man ihn seit dem Angriff der Wolves nicht mehr erlebt hat, beweist sie, dass Rache kein Gericht ist, das man zwingend kalt servieren muss und fackelt die ganze Bande bei lebendigem Leib ab. Aber auch in Alexandria scheinen Dinge vorgefallen zu sein, die (nicht nur sprichwörtliche) Narben hinterlassen haben. Entgegen der Bemühungen der absolut positiv denkenden, kleinen Judith scheint man den Fremden keine Chance auf eine Integration in ihre Gemeinschaft geben zu wollen. Vor allem Michonne zeigt sich hier extrem abweisend und erinnert ihre Mitstreiter im Zuge der Verhandlungen über eine eventuelle Aufnahme von Magna und co. mehrfach an die dem Zuschauer nach wie vor unbekannten Ereignisse, die tatsächlich ziemlich schlimm gewesen sein müssen, da ihre Einwände stets ein allgemeines, arg betretenes Schweigen zur Folge haben.

Und während Rick, wie wir zwischendurch erfahren, Michonne kurz vor seinem Verschwinden schnell nochmal einen Braten in die Röhre geschoben hat und somit jetzt doch wieder ein kleiner Rick Grimes in Alexandria rumläuft und Pater Gabriel erneut unter Beweis stellt, dass er seit seiner halbseitigen Erblindung nichts mehr anbrennen lässt und mittlerweile mit Rosita liiert ist, gibt es am Ende der Folge dann endlich den ersten offiziellen Auftritt der Whisperers. Und genau da muss ich dann auch mal meckern. Was im Original echt spooky klingt, hat man in der deutschen Synchro dann leider völlig vergurkt. Das aus dem Trailer bekannte "Where are they?" hat man hier gänzlich weggelassen, was Eugenes völlig entsetztem Blick komplett die Wucht nimmt, während man für das anschließende "Geflüster" seltsam tiefer gepitchte Stimmen benutzt hat, die eher nach Antagonisten aus einem Cartoon oder gar nach einem alten E-ALDI-Song aus der Schaffensphase, in der der Elektrogott diese Funktion wirklich noch komplett ohne Sinn und Verstand eingesetzt hat, klingen. Abgesehen davon war die Episode aber echt klasse. Ich hätte es ja nach den letzten zwei Staffeln nicht mehr für möglich gehalten, dass die Serie die Kurve nochmal so krass kriegt, aber die neue Showrunnerin Angela Kang hat's tatsächlich geschafft. Chapeau! (elfo)

Laufzeit:
ca. 44 Minuten
Freigabe: FSK 16
Picture-Copyright: Gene Page / AMC
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