Über - Das letzte Aufgebot: Band 1 [Review]
Die Nazis schicken zum Ende des zweiten Weltkrieges sogenannte "Panzermenschen", künstlich, genetisch modifizierte Übermenschen ins Rennen, um das Blatt zu ihren Gunsten zu wenden. In Zeiten, in denen popkulturelle Medien gerne mit Nazi-Krams aufgepimpt werden, hatte ich zunächst wenig Berührungsängste mit "Über", geschieht dieses in den meisten Fällen doch auf eine höchst trashige und unterhaltsame Art und Weise. Filme wie "Iron Sky" sind längst salonfähig geworden und der klassische Nazi-Zombie ist aus dem Horror-Trash-Genre quasi nicht mehr wegzudenken.
Doch schon nach den ersten Seiten bleibt mir abrupt mein Popcorn im Halse stecken und schnell realisiere ich, dass ich es hier mit einem ganz anderen Kaliber zu tun habe. Die Kriegsthematik wird hier höchst ernst und drastisch aufgearbeitet. Eine Glorifizierung des dritten Reichs findet nicht statt. Die Nazis werden als genau das dargestellt, was sie waren / sind. Menschenverachtende Monster. Die epische Geschichte wird (Avatar üblich) in blutigstes Rot getränkt. Was bleibt, ist die Faszination des Abstoßenden.
Kann man derartiges ethisch vertretbar rüber bringen? Eine Frage, die Autor Kieron Gillen offenbar heftig beschäftigte. So gibt es vor den einzelnen Kapiteln / Heften doch immer wieder einige erklärende Worte seinerseits. Die Vorstellung, jemand könne gar Spaß an dem Gelesenen empfinden, bereitet auch ihm sichtbares Unbehagen. Da ich nun aber eingetaucht bin in die epische Geschichte, lässt sie mich nicht mehr aus ihren perfiden Krallen. Also werde ich auch Band 2 (erscheint noch dieses Jahr) mit deutlichem Unbehagen sichten.
Abschließen möchte ich mit den Worten des Autors: "Ich wollte einen Comic schreiben über Menschen und ihr Verhältnis zur Macht. Ich hoffe, er fasziniert und fesselt Sie. Ich hoffe, Sie finden keinen Gefallen daran." (commaaaander)
180 Seiten, Softcover // 19,99 € // Cover-Copyright: Panini // paninicomics.de