Anibal 5 [Review]
Alejandro Jodorowskys und George Bess' bizarre Superhelden-Parodie "Anibal 5" erschien ursprüglich bereits Anfang der 90er Jahre und galt bzw. gilt nicht einfach nur als simple Sexismuskritik, sondern ganz klar als offener Angriff auf männliche Allmachtsfantasien, die im Comicmainstream damals noch wesentlich problematischere Ausmaße als heute hatten.
Während Heldinnen wie Black Widow, Captain Marvel oder Gamora längst mehr als nur bloßes Eye Candy für pubertierende Jungs sind, homosexuelle Figuren wie Iceman, Batwoman oder der Midnighter ebenfalls mehr und mehr zur Comic-Normalität werden, Jessica Jones fluchend und saufend die Männerwelt verdreschen darf und mit der neuen Ms. Marvel jüngst sogar endlich die erste Muslima zum Avengers-Mitglied wurde, gab es eben auch mal Zeiten, in denen das alles leider undenkbar war und stattdessen muskelbepackte, weiße Hetero-Männer die Branche dominierten. Es ist sicherlich nach wie vor noch viel Luft nach oben, aber dass sich in dieser Hinsicht mittlerweile einiges zum Besseren verändern konnte, darf man wohl einfach mal so festhalten. "Anibal 5" eckt aus diesem Grund heute vielleicht nicht mehr ganz so extrem an, funktioniert aber natürlich immer noch hervorragend als gestreckter Mittelfinger in Richtung Sexismus und Mackertum.
Die titelgebende Hauptfigur, ein stumpfer, testosterongesteuerter Cyborg-Muskelprotz, zieht das veraltete Idealbild der männlichen Supermachos hier ebenso in den Dreck, wie die immer wieder aufkeimende Bedrohung durch feministische Terroristinnen, die ganz klar als Sinnbild für die Angst zu verstehen ist, die solche Deppen vor starken Frauen haben.
Ob man das Ganze nun wirklich zwingend mit dermaßen viel Nacktheit, sowie einigen echt unangenehmen Geschmacklosigkeiten in Szene musste, bleibt dabei sicher diskutabel, wobei die Napalm-Ejakulationen des Protagonisten und weitere Absurditäten eigentlich keinen Zweifel mehr daran lassen sollten, dass man es hier mit einer bewusst grenzüberschreitenden Überzeichnung und Provokation zu tun hat. Alles in allem echt harte Kost, aber eben auch nicht minder lesenswert. (elfo)
Seitenzahl: 136
Format: Hardcover
Preis: 29,80 €
Verlag: Schreiber & Leser
Cover-Copyright: Schreiber & Leser / Humanoids
Während Heldinnen wie Black Widow, Captain Marvel oder Gamora längst mehr als nur bloßes Eye Candy für pubertierende Jungs sind, homosexuelle Figuren wie Iceman, Batwoman oder der Midnighter ebenfalls mehr und mehr zur Comic-Normalität werden, Jessica Jones fluchend und saufend die Männerwelt verdreschen darf und mit der neuen Ms. Marvel jüngst sogar endlich die erste Muslima zum Avengers-Mitglied wurde, gab es eben auch mal Zeiten, in denen das alles leider undenkbar war und stattdessen muskelbepackte, weiße Hetero-Männer die Branche dominierten. Es ist sicherlich nach wie vor noch viel Luft nach oben, aber dass sich in dieser Hinsicht mittlerweile einiges zum Besseren verändern konnte, darf man wohl einfach mal so festhalten. "Anibal 5" eckt aus diesem Grund heute vielleicht nicht mehr ganz so extrem an, funktioniert aber natürlich immer noch hervorragend als gestreckter Mittelfinger in Richtung Sexismus und Mackertum.
Die titelgebende Hauptfigur, ein stumpfer, testosterongesteuerter Cyborg-Muskelprotz, zieht das veraltete Idealbild der männlichen Supermachos hier ebenso in den Dreck, wie die immer wieder aufkeimende Bedrohung durch feministische Terroristinnen, die ganz klar als Sinnbild für die Angst zu verstehen ist, die solche Deppen vor starken Frauen haben.
Ob man das Ganze nun wirklich zwingend mit dermaßen viel Nacktheit, sowie einigen echt unangenehmen Geschmacklosigkeiten in Szene musste, bleibt dabei sicher diskutabel, wobei die Napalm-Ejakulationen des Protagonisten und weitere Absurditäten eigentlich keinen Zweifel mehr daran lassen sollten, dass man es hier mit einer bewusst grenzüberschreitenden Überzeichnung und Provokation zu tun hat. Alles in allem echt harte Kost, aber eben auch nicht minder lesenswert. (elfo)
Seitenzahl: 136
Format: Hardcover
Preis: 29,80 €
Verlag: Schreiber & Leser
Cover-Copyright: Schreiber & Leser / Humanoids