Noisy Neighbours #40 [Review]
Im letzten Jahr gab es ein wenig Aufregung um die lärmenden Nachbarn aus Bonn. Stein des Anstoßes war das Album einer bekannten Grauzonencombo, die sich aus Unwissenheit in die Review-Rubrik verirrte. Dem geschulten Auge von Fred vom Underdog Fanzine entging dieser Fauxpas natürlich nicht und so gab’s in eben dieser Gazette dafür ordentlich einen auf den Sack. Und wo einige darauf sicher erstmal beleidigt reagiert hätten, hat NN-Macher Keule sich das wirklich zu Herzen genommen und die Sache ziemlich souverän gelöst. In der darauf folgenden Ausgabe erschien dann nämlich ein ausgiebiges Interview mit Fred zum Thema Grauzone, welches vor allem für Leute, die mit der Materie bislang noch nicht so vertraut waren, äußerst informativ ausgefallen sein dürfte. Und um jetzt auch mal den Bogen zur aktuellen Nummer zu spannen, kommt der Politik-Anteil auch in dieser nicht zu kurz. Unter der treffenden Überschrift „Anatomie einer Peinlichkeit“ befasst Andrasch sich hier mit FEINE SAHNE FISCHFILET, die eigentlich auf dem Riesaer Stadtfest spielen sollten, dann aber doch aufgrund ihrer antifaschistischen Gesinnung kurzerhand wieder ausgeladen wurden, was ja auch überregional einiges an Staub aufwirbelte. Der für die Konzertabsage verantwortliche, parteilose Bürgermeisterkandidat Thoralf Koß wird hier interviewt und bei dessen Antworten fällt einem zum Teil echt nichts mehr ein. Sieht sich laut eigener Aussage im Herzen eher als Linker, aber ein kurzer Blick in den Verfassungsschutzbericht reicht ihm aus, um sich ein Urteil über eine Band zu bilden und diese dann direkt vom Stadtfest auszuladen. Unfassbare Nummer und Andrasch beendet dieses Gespräch dann irgendwann völlig zurecht ziemlich angepisst. Im Interview mit Volkmar Zschocke von den Grünen zum gleichen Thema kommt da schon weitaus mehr bei rum. Aber das würde jetzt den Rahmen sprengen. Es gibt ja schließlich auch noch andere Themen im Heft. Zum Beispiel Interviews mit den russischen Ska-Punkern von DISTEMPER und BYRTA, zwei Elektro-Poppern von den Färöer Inseln, die hier erzählen, dass sie dort sage und schreibe 700 Zuschauer bei ihrem ersten Konzert hatten. Ich habe grad extra noch mal nachgeguckt, die Färöer Inseln haben um die 48.000 Einwohner. Demnach standen da also fast 1,5% der gesamten Bevölkerung im Publikum – Respekt, haha. Reviews gibt es auch wieder extrem viele im Heft. Aber eben nicht nur CDs und Vinyl, sondern auch viel aus den Bereichen Film und Literatur, was auf jeden Fall noch für ein gewisses Maß an Abwechslung sorgt. Und da ich hier ja wohl unmöglich ohne Nörgeleien auskommen kann, mecker ich zum Schluss noch mal ein bisschen über das Layout, das in meinen Augen gerne hier und da etwas weniger verschwenderisch ausfallen könnte. Ansonsten ’ne super Klolektüre.