Punisher killt das Marvel-Universum [Review]
Oha. Also dann. Die erste Story ist von keinem geringeren als Garth Ennis. Aus einer Zeit, als er noch kein Megakultstar war. Dass es allerdings wohl kaum zimperlich zur Sache geht, dürfte jedem klar sein. Hier also Ennis' allererste (und irrsinnigste) Punisher-Story ever. Später sollte Ennis noch viel Furore machen mit weiteren Punisher-Storys. Bis heute gilt er als der beste Punisher-Autor.
Diese Geschichte hier basiert auf einer "Was wäre, wenn..."-These. Was hätte passieren können, wenn Frank Castles Familie ein Kollateralschaden in einer Schlacht zwischen Superhelden und Schurken geworden wäre? Nun. Wir wissen, wie Castle seine Dankbarkeit zum Ausdruck bringt. Das Ganze geht ratzfatz. Man bleibt nur erstaunt zurück, wenn man mitverfolgt, wie scheinbar leicht es dem Punisher fällt, alle Helden zu eliminieren. Selbst der Hulk wird mal eben in sieben Panels abgefrühstückt. Getreu dem Motto: Niemand ist unbesiegbar. Es braucht nur die nötigen Mittel. 500 Supertypen in drei Jahren. Das nenne ich eine vorzeigbare Bilanz. Die Story macht Spaß, bietet jedoch wenig Tiefgang.
Das sieht bei der zweiten, wesentlich längeren Story aus der Feder von Jonathan Maberry schon ganz anders aus. Eine extrem düstere, nihilistische, postapokalyptische Geschichte mit einem höchst misanthropen Punisher erfreut den Leser. Die Welt, wie wir sie kennen bricht zusammen, als eine unbekannte Seuche nicht nur die Menschen, sondern auch die Superhelden zu unkontrollierbaren Kannibalen macht. Übrig bleiben folglich nur ein paar Clans, bestehend aus ehemaligen Superhelden und Schurken. Diese bekämpfen sich bis aufs Fleisch. Einzig nicht infizierter, so scheint es, ist der Punisher. Somit bleibt er allein zurück, um gegen die Monster zu kämpfen.
Als er auf zwei Überlebende, einen kleinen Jungen und einen Priester, trifft, wendet sich das Blatt. Sollte sein Kampf nun einen Inhalt bekommen? Gibt es weitere Überlebende? Extrem brutal geht es hier zur Sache. Aber auch moralische Aspekte des Punishers werden beleuchtet. Es bleibt eine großartige Geschichte, die von der ersten bis zur letzten Seite fesselt. Direkt fühlt man sich an R. Mathesons „I am Legend“ erinnert. Aber auch „The Walking Dead“ findet sich hier irgendwie wieder. Allein wegen dieser Story ist dieser Band ein absolutes Muss für jeden Punisher-Fan, aber auch jeden anderen. (commaaaander)
156 Seiten, Softcover // 16,99 € // Cover-Copyright: Panini // paninicomics.de