Midnighter: Gnadenlos [Review]

Ich glaube, es war niemand Geringeres als Peter Neururer, der in einer Talkrunde zum Thema Homosexualität im Fussball einmal meinte, dass im Kampf gegen die nach wie vor viel zu weit verbreitete Homophobie vielleicht einfach mal das Coming-out eines Spielers der Marke Oliver Kahn vonnöten wäre. Halt so ein harter Brocken, mit dem sich keiner freiwillig anlegt und der so gar nicht den gängigen Klischees entsprechen will. Mittlerweile befinden wir uns im Jahr 2017 und die Fussballwelt tritt in diesem Bereich immer noch auf der Stelle. Sowohl auf den Tribünen, als auch auf dem Platz ist es leider nach wie vor keine Seltenheit, dass die Gegner als "Schwuchteln", "Schwule Säue", etc. beschimpft werden, weshalb es wenig verwunderlich sein dürfte, dass homosexuelle Kicker ihre Neigung in den meisten Fällen lieber geheim halten. Traurig, aber wahr. In der Comic-Szene ist man da glücklicherweise schon ein ganzes Stück weiter und mit dem Midnighter schickt Panini nun eine Figur ins Rennen, die voll und ganz nach Peter Neururers Geschmack sein dürfte. Denn der ist so ein harter Brocken, mit dem man sich besser nicht anlegt, wenn einem was an seiner Gesundheit liegt. Ein Draufgänger und Schlägertyp vor dem Herrn, der tagsüber seine Gegner mit großer Begeisterung zu Klump haut und nach Feierabend halt mit anderen Männern in die Kiste steigt.

Die Sexualität wird hier allerdings nicht großartig zum Thema gemacht (wie es z.B. im letzten Teen-Titans-Megaband der Fall war), sondern einfach als die Selbstverständlichkeit dargestellt, die sie in einer gesunden und vernünftigen Gesellschaft auch sein sollte. Und genau damit leistet Autor Steve Orlando hier einfach eine supergute Arbeit, da die Kids, die vielleicht noch etwas unreflektierter sind, auf diese Art und Weise einfach lernen, dass Homosexualität etwas völlig Normales ist und vor allem überhaupt nichts über den Charakter aussagt. Aber auch ansonsten hat dieser knapp 270 Seiten umfassende Megaband einiges zu bieten. Ich muss gestehen, dass ich die Titelfigur bislang überhaupt noch nicht kannte, bin mir jedoch sicher, dass wir in Zukunft noch einiges von ihr hören und sehen werden. In einer Zeit, in der auf einmal Antihelden wie Deadpool und Harley Quinn zu absoluten Publikumslieblingen mutieren, dürfte auch der Midnighter künftig noch viele neue Fans finden. Wade Wilsons Selbstheilungskräfte hat er schon mal, dazu ein Computergehirn, das ihn nahezu unbesiegbar macht und zusätzlich eine Art, die einfach Laune macht. Er ist nicht nur brutal und gnadenlos, sondern hat auch noch einen riesengroßen Spaß an seinen Kämpfen und grinst während seiner Kloppereien grundsätzlich wie der letzte Psychopath.

Die Story, in der er es unter anderem auch mit der bereits erwähnten Harley Quinn und ihrer Suicide Squad zu tun bekommt, ist so ziemlich das Brutalste und Gewalttätigste, was DC in letzter Zeit so auf den Markt geworfen hat. Die Optik ist teilweise ein wenig hektisch, was alles in allem aber noch total okay und kein Beinbruch ist.  Für Beinbrüche ist nämlich der Midnighter verantwortlich. Und den sollte jeder, der ihn noch nicht kennt und zudem auch gern mal etwas härtere Comics liest, unbedingt mal antesten. Ein Megaband mag zum Kennenlernen vielleicht nicht das allerbeste Format sein, aber ich kann es wirklich voll und ganz empfehlen, dieses Risiko ruhig mal einzugehen, denn das Teil bietet wirklich beste Unterhaltung. Abschließen möchte ich diese Rezension mit den selben Worten, die zwar auch schon bei den Teen Titans Verwendung fanden, meiner Meinung nach aber gar nicht oft genug wiederholt werden können: Love Comics - Hate Homophobia! (elfo)

Seitenzahl: 268
Format: Softcover
Preis: 28 €
Verlag: Panini Comics
Cover-Copyright: Panini Comics
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