Silver Surfer: Parabel [Review]

Aktuell, so könnte man meinen, bekommt ja fast jeder Superheld, der nicht bei Drei auf den Bäumen ist, einen eigenen Kinofilm. Permanent werden neue Projekte angekündigt und die Gerüchteküche brodelt und brodelt munter vor sich hin. Einer, dessen Name dort bislang eher wenig bis gar keine Beachtung fand, ist der Silver Surfer. Zwar hatte er 2007 einen Auftritt im zweiten Teil der von Kritikern nicht gerade mit Lobhudeleien überschütteten Fantastic Four-Reihe, aber so richtig durch die Decke gingen die Comicverfilmungen ja auch erst kurz danach. Und während ein Reboot von Reed Richards und Co. längst beschlossene Sache ist, scheint sich das Interesse an ihrem silbernen Kollegen seitdem offenbar eher in Grenzen zu halten. Zumindest in Sachen Leinwandaktivitäten, denn in gedruckter Form hat Panini jetzt noch mal einen Klassiker neu aufgelegt. „Parabel“ entstand in der Folge einer zufälligen Begegnung Stan Lee’s mit dem französischen Zeichner Jean Giraud, der den Meisten wohl eher unter dem Namen Moebius ein Begriff sein dürfte, auf einer Buchmesse in Anaheim, Kalifornien Ende der 80er. Lee war Fan von Moebius’ Künsten, Moebius war von der Geschichte des Silver Surfer fasziniert und so kam letztlich eins zum anderen. Das Ergebnis ist diese Story, die anfangs erst einmal relativ unspektakulär wirkt, sich aber doch recht schnell als durchaus brauchbare Gesellschafts- und Religionskritik entpuppt. Der Surfer kriegt es hier einmal mehr mit dem Weltenverschlinger Galactus zu tun, der auf die Erde zurück kehrt, um mittels einer kleinen, aber feinen List doch noch seinen Plan vom perfekten Diner umzusetzen, ohne dabei sein Wort brechen zu müssen, den Planeten solange zu verschonen, wie Menschen auf ihm leben. Und so lautet das Zauberwort ganz einfach Selbstzerstörung. Galactus verkündet das Ende von Moral und Gesetzen, lässt sich dank der tatkräftigen Unterstützung eines selbsternannten Propheten als Gott anbeten und könnte sich im Grunde einfach nur noch zurück lehnen und beobachten, wie zu seinen Gunsten alles den Bach runter geht und die Menschheit sich selbst vernichtet. Wie gesagt, im Grunde. Denn leider hat er die Rechnung hier ohne den silbernen Wirt gemacht, der seinen ehemaligen Meister, allen Enttäuschungen über die Menschheit zum Trotz, nicht so einfach damit durchkommen lassen will… Gelungene Story, gute Aussage und auch optisch wurde hier einiges richtig gemacht, was nicht nur an Moebius’ Stil liegt, sondern vor allem auch an der außergewöhnlichen Kolorierung. Hier wurde nämlich mit der stark reduzierten Farbpalette des Zeitungsdrucks experimentiert und das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen. Alles in allem gibt’s hier nichts zu meckern und eine Neuinterpretation dieser Geschichte könnte man meiner Meinung nach aufgrund ihrer Botschaft durchaus auch für ein mögliches Leinwand-Comeback in Betracht ziehen.
Greffo
  
Cover-Copyright: Panini // 84 Seiten, Hardcover // 16,99 € // paninicomics.de
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